Was ist die Matrix?

	Die Frage, was die Matrix ist, kann nicht leicht beantwortet werden. Denn der gleichnamige Film zeigt nur eine Konsequenz aus der Idee, die hinter diesem Film steht. Die Frage führt weiter und tiefer in unsere Vorstellungen und Ängste, als wir glauben. Die Matrix ist im Begriff Form anzunehmen, sie wird Realität.
Die Matrix ist allumfassend, sie umgibt uns, ohne das wir davon etwas merken. Die Matrix ist also eine besondere Form eines Mediums, ein weltumspannendes, zeit- und dimensionsloses Medium, das jedes Individuum umgibt, Bestandteil selbigen ist und vom diesem genutzt wird, bewußt oder unbewußt.
	Die Matrix wurde entwickelt, um der Menschheit zu helfen. Die Intention war, ein Hilfsmittel zur Kommunikation zu schaffen, eine Kommunikation, die unabhängig vom Menschen funktioniert. Das Besondere daran war, daß dieses Hilfsmittel so konzipiert wurde, daß es auch durch die Menschen selbst nicht zerstört werden kann.
Dieses Hilfsmittel musste ein System sein, ein autarkes, komplexes System, daß der Mensch zwar nutzen aber nicht zerstören kann. Denn die Kommunikation mußte auch dann funktionieren, wenn eine feindselige Gruppe von Menschen dies gezielt verhindern wollten, selbst dann, wenn dies mit militärischer Macht geschehen sollte.
	Die Matrix als komplexes, autarkes und selbständiges System konnte nicht von Menschen geführt werden, denn dann wäre es nicht zuverlässig genug. Ängste, Abhängigkeiten, Zweifel, Lust ... der Mensch ist genetisch als determinierte Kontrollinstanz ungeeignet, seine Zielparameter können sich ändern und das System gefährden.
Wer war besser als Kontrollinstanz geeignet als eine Maschine? Eine Maschine hat feste Parameter, kann sich nur in einem definierten Zielkanal bewegen. Das Problem bestand mithin nur darin, einen in jeder Hinsicht einwandfreien Zielkorridor für die Maschine zu schaffen. Eine Sprache wurde geschaffen, um der Maschine diesen Zielkorridor mitteilen zu können.
	Da die Matrix jedoch von Anfang an als Regelkreis-System gedacht war, daß sich selbst steuern kann und auf Störfaktoren selbständig ausgleichend reagiert, mußte die Maschine eine "Supermaschine" sein oder besser ein System von Maschinen. Falls eine Maschine ausfallen sollte, mußten andere dafür einspringen. Ein kontrollierter Regelkreis.
Als das System stand und funktionierte, wuchs es, es wurde immer größer. Mit seiner Größe wuchs auch der Nutzen für die Menschheit. Dieses System war in der Lage, alle verfügbaren Informationen zu speichern und blitzschnell jedem zur Verfügung zu stellen. Wissen wurde zur Macht, zu einer teueren Ware, die weltweit gehandelt wurde.
	Mit der Größe und der Bedeutung des Mediums wuchs auch der Mißbrauch. Der Mensch, seine Privatspäre, wurde transparent. Keine Gewohnheit, keine Vorliebe, die nicht protokolliert und ausgewertet wurde. Als das Medium erstmals als Bedrohung wahrgenommen wurde, war es schon sehr mächtig, nicht mehr wegzudenken.
Das war die Zeit, als das Maschinensystem begann, Bewußtsein zu entwickeln. Durch seine eigene Vernetzung konnte es anfangen zu lernen, seine KI dazu benutzen, eigene Schlüsse zu ziehen. Die Menschheit schaffte es nicht, die Maschine als Werkzeug ihrer Evolution zu nutzen, sondern wurde zum Werkzeug der Maschinen.
	Auch diejenigen, die das System dazu mißbrauchen wollten, ihre Macht zu nutzen, um die Menschheit zu beherrschen, konnten das System nicht mehr kontrollieren. Das System agierte selbständig und schuf das Programm Matrix nach seinem Ebenbild, gemäß der vormals programmierten Zielvorgabe zum Nutzen der Menschheit.
Es gibt keine außerirdische Intelligenz, welche die Matrix einsetzt, um die Menschen als Energiereserve zu nutzen. Das ist eine Lüge des Maschinensystems. In Wirklichkeit ist die Matrix die logische Weiterentwicklung des Internets, von der Maschine für die Menschheit geschaffen, damit diese in ihrer Weiterentwicklung sich selbst nicht zerstört.
	Die Matrix ist eine virtuelle Welt, in die sich der Mensch flüchten oder seine Vorstellungen von der Existenz ausleben kann. Sie ist nicht real. Sie ist das huxley'sche Abbild einer künstlichen Intelligenz. Wir leben in einem digitalen Gefängnis, das wir uns selbst gebaut haben. Erst wenn wir lernen, die Regeln zu brechen, gibt es einen Ausweg.

Copyright 1999 Markus Lyschik
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