Personalpolitik vom Feinsten

...oder wie man als Bewerber verarscht wird


Früher oder später trifft das Schicksal bekanntlich jeden, zumindest dann, wenn man nach der Schule oder dem Studium einen Brötchengeber sucht. Bei mir war es letztes Jahr im Herbst so weit. Bin also losgezogen, habe Kopien gemacht, teure Mappen gekauft und mein Hirn für Anschreiben gezwiebelt. Es kamen einige Einladungen, natürlich auch viele Absagen, das Übliche eben, möchte man meinen.

Manche Damen und Herren in der Personalverwaltung lassen sich natürlich sehr viel Zeit. Auch wenn man sich nach drei Wochen mit freundlich süßer Stimme nach dem Stand der Bewerbung erkundigen will, wird man barsch darauf hingewiesen, daß soetwas eben dauere. Auch ein Hinweis auf den fehlenden Zwischenbescheid hilft da wenig. Wie wenig Überblick man in diesen Abteilungen zum Teil hat, erfuhr ich bei der Sixt Leasing: Während ich mit der Personalreferentin sprach und mir mehrmals zugesichert wurde, daß ich noch im "engeren Auswahlkreis" stünde, warf mir der Postbote die Absage durch den Briefschlitz.

Auch bei CompuNet geht das, allerdings war meine Absage dann schon zwei Tage (!) bei mir zu Hause (ohne, daß ich es wußte, da ich unterwegs war). Da helfen auch die viel zu teuren Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen wenig, die davon sprechen, daß "intelligente Unternehmer" mehr ins Rampenlicht gehören. Bitte schön! Da sagt noch mal einer, unsere Manager können nicht schnell entscheiden oder gar, die snail mail wäre langsam. Man formt die erste Regel: Je größer das Unternehmen, desto lahmarschiger die Personaler. Zehn Wochen und mehr gehen da manchmal ins Land.

Ein ganz besonderes Highlight bescherte mir allerdings E-Plus. Am 20.11. habe ich denen meine Unterlagen zugeschickt und schon am 22.11. ein Eingangsbestätigungsschreiben bekommen. Da waren zwar zwei Rechtsschreibfehler drin, gefreut habe ich mich aber trotzdem. Anfang Dezember ging dann die Telefonorgie für E-Plus los. Im Wochenabstand wurde ich vertröstet: Die Stelle sei noch nicht besetzt, man brauche noch etwas Zeit etc. etc.

Anfang März (!) nahm ich mir dann ein Herz und formulierte einen netten Brief. Ob man denn meine Bewerbung immernoch prüfe. Wenn nicht, würde ich mich über eine Rücksendung freuen. Daraufhin kam am 06.03. das gleiche Eingangsbestätigungsschreiben wie vom 22.11.! Nur waren diesmal mehr Fehler drin. Meine Antwort: "Ich weiß nicht, ob ich von Ihrer Art Personalpolitik entsetzt oder belustigt sein soll..." wurde denn auch drei Tage später quittiert. Ich bekam meine Unterlagen mit einem Anschreiben ohne Unterschrift (und -ehrlich!- noch mehr Fehlern) zurück: Zwei Zeugniskopien fehlten, alle anderen klebten zusammen oder waren eingerissen. Das Foto war zerknittert und die Mappe an zwei Stellen eingerissen, das Heftschanier ausgebrochen. Alle Achtung, die haben meine Bewerbung wirklich sorgfältig geprüft; höchstwahrscheinlich beim Fußballspielen. Man formt die zweite Regel: Je jünger das Unternehmen, desto unfähiger die Personaler.

Aber ich will nicht ungerecht sein: Die PWU PersonalMarketing GmbH schickte als kleine "Zeitentschuldigung" einen Gutschein für eine Ausgabe der "Zeit" mit. Manch' einer würde sich vielleicht verarscht fühlen, ich habe mich über die kleine Aufmerksamkeit gefreut. Die dritte Regel ist also positiv und lautet: Manche Unternehmer kennen ihre wertvollste Ressource.


Hat jemand ähnliche Erlebnisse gehabt? Ist mit mir jemand der Meinung, daß man sich nur aufgrund einer schlechten Beschäftigungslage nicht alles gefallen zu lassen braucht? Dann schreibt mir. Vielleicht können wir eine Datenbank mit den schönsten Personalgeschichten Deutschlands aufbauen...

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