Einleitung
Bedenkt man, daß in Deutschland nahezu jeder Zehnte, der seine Arbeitskraft anbietet, keinen Arbeitsplatz findet, zudem nach jeder Rezession der Sockel der Arbeitslosen weiter zunimmt, und in der Industrie auch in Zukunft mit einem kontinuierlichen Stellenabbau gerechnet werden muß, so ist es nicht verwunderlich, daß das Thema Arbeitslosigkeit eines der gesellschaftspolitischen Themen dieser Zeit ist. Betriebswirtschaftlich mag ein Beschäftigungsabbau in jedem Einzelfall begründet sein, wie er jedoch volkswirtschaftlich aufgefangen werden kann, ist noch weitgehend unklar. Sicherlich mögen arbeitsmarktpolitische Maßnahmen des Staates das Problem kurzfristig etwas mindern, es erscheint allerdings mehr als fraglich, ob dadurch die strukturelle Arbeitslosigkeit langfristig verringert werden kann. Unab-hängig davon, wie man die momentane Situation auch einschätzen mag, sollten sich alle Beteiligten, insbesondere die Tarifparteien, darüber im klaren sein, daß in einer Volkswirtschaft die Stabilitätsdeterminante Vollbeschäftigung nicht vernachlässigt werden darf.
Es müssen neue Wege zur mehr Beschäftigung in Deutschland gefunden werden, um sich letztlich nicht die Frage stellen zu müssen: "Geht den Deutschen die Arbeit aus?". Hier liegt der Ansatzpunkt der vorliegenden Arbeit. Vielfach ist man der Meinung, Arbeitskräfte, die z.B. in der Industrie freigesetzt werden, könnten zu einem größten Teil in Dienstleistungsunternehmen "untergebracht" werden. In den Dienstleistungen sieht man in Deutschland die Chance zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und zur Ausgleichsfindung von Jobs, die in Zukunft "aussterben" werden. Die Entwicklungen der Vergangenheit zeigen aber, daß der Trend zu mehr Dienstleistungstätigkeiten nicht ausschließlich eine Erscheinung der Gegenwart ist, sondern schon seit längerem beobachtet werden kann. Ein internationaler Vergleich zeigt zudem, daß Deutschland bei diesem Strukturwandel längst nicht so weit vorangeschritten ist, wie etwa die USA oder Schweden.
Die Verschiebungen innerhalb Deutschlands bei der Beschäftigungsstruktur sind jedoch keinesfalls das einzigste volkswirtschaftliche Phänomen, das in diesem Zusammenhang festgestellt werden kann. Vielmehr sind große Bereiche der Gesell-schaft davon betroffen. Langfristig geht man sogar von einem Wandel vieler Volks-wirtschaften, weg von ihrer industriellen Prägung, hin zu einer sogenannten Dienst-leistungsgesellschaft aus.
Ziel dieser Arbeit ist es daher, einen Überblick über die gesellschaftlichen Veränderungen Deutschlands beim Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungs-gesellschaft aufzuzeigen und die sich daraus ergebenden Chancen und Risiken herauszuarbeiten.
Der erste Teil dieser Ausarbeitung befaßt sich mit dem sektoralen Strukturwandel der deutschen Gesellschaft. Einleitend wird kurz die Lage des Industriestandortes Deutschland vorgestellt, danach erfolgt eine theoretische Einführung über die Dienstleistungen. Abschließend wird eine empirische Analyse über die Entwick-lungen des gesamten Dienstleistungsektors durchgeführt.
Der zweite Abschnitt zeigt die Möglichkeiten auf, die sich für Deutschland auf dem Dienstleistungssektor ergeben. Zu Beginn soll ein internationaler Vergleich die verschiedenen Veränderungen veranschaulichen. Danach werden die Entwicklungen einzelner, ausgewählter Dienstleistungsmärkte in Deutschland näher untersucht. Anschließend erfolgt eine Prognose über die künftige Bedeutung der deutschen Industrie beim Wandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft. Letztlich werden die wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zur Förderung der Dienstleistungen aufgezeigt.
Obwohl einzelne Teilaspekte vernachlässigt werden mußten, kann diese Arbeit durch die Vielzahl der Informationen einen umfassenden Überblick im Bereich der Dienstleistungen vermitteln. Zuletzt wird darauf hingewiesen, daß die zum Teil sehr ausführlichen, quantitativen Darstellungen, die dem Leser durchaus "zahlenlastig" erscheinen mögen, notwendig sind, um die einzelnen Entwicklungstrends fundiert aufzeigen zu können.
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