Cinethek

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Tops & Flops im Cinejahr 2003



 

 
Findet Nemo

Das schon aus Shrek bekannte Rezept wurde erfolgreich ins Meer verlegt. Die Zutaten: Eine emotionale Standard-Geschichte (Vater sucht verlorenen Sohn) neu auflegen; anfängliche Antihelden, deren Charaktere akribisch modelliert werden, wachsen in der Geschichte zu Hochform auf; stellenweise überragender Witz und Kreativität bei der filmischen Umsetzung und das alles eingebettet in perfekter Animationstechnik. Damit ist der Trend, kurzweilige Unterhaltungsfilme für die ganze Familie zu kreieren, endgültig nicht mehr von Walt Disney besetzt. Deshalb ist es mit diesem Streifen so, wie mit jedem Rezept: mag man Erdbeerkuchen, dann ist dieser Trickfilm ein neuer Meilenstein nach Ice Age und insbesondere auch wegen der sehr gelungenen Syncronisation, ein superlustiges Event. Bekommt man von Erdbeeren aber Allergie, dann hilft auch das beste Rezept nichts. Fazit: Das filmische Breitband-Geschmacksniveau zu finden ist schwierig und in diesem Falle, wie in Titanic wieder mal geglückt.

sehr lustig & technisch perfekt
sehr lustig & technisch perfekt

The Italian Job

Das Remake des britischen 69-Thrillers über eine Räubergang, die von einem aus ihren Reihen aufs Kreuz gelegt wird, ist durchaus gelungen. Der Plot ist schnell und abwechslungsreich und, was in den aktuellen Actionfilmen nur noch sehr selten zu sehen ist, fast durchgängig realistisch und unblutig. Da kann man es verschmerzen, dass Gary Gray mit breiten Dialogen das gute Tempo im Mittelteil etwas verschleppt und mit Wendungen in der Story geizt. Trotzdem ein schönes Stück Unterhaltungskino.

solides Actionkino
solides Actionkino

Matrix Revolutions

Der letzte Teil der Triologie setzt einen würdigen Abschluss der Geschichte, denn er verzichtet auf die Erklärung des letzten Details und lässt noch genug Türen für Interpretationen offen. Doch die Umsetzung ist durchweg missglückt weil monoton, ideenlos und ohne der Detailverliebtheit für besondere Szenarien, die auch Reloaded ausgezeichnet haben. Zuweilen wird man den Eindruck nicht los, dass hier schnell mit spärlichen Bordmitteln das "Abschlussloch" gestopft werden musste. Damit degradiert Revolutions den Anspruch und den unbestrittenden Kultstatus von Matrix - lässt die Triologie als Versuch dastehen, aus einer sehr interessanten Storyidee eine möglichst effektive Marketingmaschine zu machen. Das ist überflüssig, ärgerlich und sehr schade.

zwiespältig

Kill Bill (1)

Im letzten Interview im "Spiegel" (42/2003) machte Quentin Terantino eine interessante Aussage über ältere Filmemacher in Hollywood: "... denn was passiert, wenn Regisseure versuchen, ihren Penis zu irgnorieren? Richtig: Sie machen Schlappschwanz-Filme. Das soll mir nicht passieren..." Natürlich weiß ich nicht, ob Quentin noch einen hoch bekommt, aber "Kill Bill" ist kein kunstvoller Martial Arts-Film oder eine geglückte Kombination aus Samurai-Film, Western und Gangster-Epos - sondern ein B-Movie, der sich vorallem durch zwei Eigenschaften auszeichnet: er ist blutrünstig und langweilig. Je mehr man sich dem letzten Drittel des ersten Teils nähert, desto schlimmer wird es. Das sollte nach so langer Wartezeit, "Reservoir Dogs" und "Pulp Fiction" nicht passieren - und lässt Schlimmes im Hinblick auf die Potenz von Terantino befürchten. Aber vielleicht war meine Erwartungshaltung auch falsch: ein typischer Quentin ist immer kontrovers, balanciert am Rande Brutalästhetik und hat hart-trockene Dialoge. Davon gibt's am Anfang von "Kill Bill" durchaus etwas zu sehen, doch dann wird der Film so abwechslungsreich wie eine Wüstensteppe. Aber es gibt ja gute Mittel gegen Regisseure mit Potenzproblemen - und vielleicht gibt es bald ein "Directors Cut", knapp 80 Minuten lang und entsprechend fesselnd.

blutrünstig & langweilig

Fluch der Karibik

Der Trailer hat Böses ahnen lassen. Eine missglückte Adaption des Geisterschiffes? Platte Sprüche und doofe Hau-Drauf-Dramaturgie? Nein, Fluch der Karibik ist der Shootingstar dieses Kinosommers! Viel Witz und Situationskomik stringend vor der Klaumaukgrenze, ein überragender Jonny Depp und die Mischung aus Piraten-, Action-, Grusel- und natürlich Liebesfilm ergeben einen vernüglichen Cocktail, der keine Kopfschmerzen macht. Zusätzlich hält die Geschichte auch noch ein paar schöne Wendungen parat, das man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Man darf gespannt sein, ob diese erfolgreiche Reaktivierung des Piratgenres wieder eine Reihe von Plagiaten erzeugt, die die eingangs erwähnten Befürchtungen bestätigen werden.

rundum gut
rundum gut
rundum gut

Matrix Reloaded

Ohne Zweifel: der gemeine Kinogänger wird von Matrix Reloaded enttäuscht sein. Die Gründe dafür aufzuzählen sind leicht: Erstens ist die Grundgeschichte der Scheinhaftigkeit der äußeren Realität bekannt - Andy & Larry Wachowski knüpfen nahtlos und unvermittelt an den ersten Teil an. Zweitens ist das Filmformat, also der interlektuelle Martial Arts-Actionfilm mit viel Spiritualität und kultur-historischem Background, ebenfalls bestens bekannt und mittlerweile auch schon von unzähligen Regisseuren kopiert. Drittens, und das ist der entscheidende Punkt, tut sich der zweite Teil viel schwerer, seine Kernbotschaft zu transportieren: Das perfekte System ist vollkommen. Wenn es vollkommen ist, dann beinhaltet es konstruktive und destruktive Elemente, ist gut und böse zugleich. Aber vorallem beinhaltet es auch Elemente, die es weiter entwickeln können, auch durch Zerstörung und Neuaufbau. Neo als systemerhaltenden Faktor in "Reloaded" zu positionieren, das ist die konsequente und konsistente Fortentwicklung der Geschichte, zeigt die Allmacht der Matrix, und gibt Gratis-Lehrstunden in Systemkybernetik. Deshalb ist "Matrix Reloaded" keine Füllmasse zwischen dem ersten Teil und dem Finale und keine Kopie mit zu langen Kampfszenen, sondern ein eigenständiges, gelunges Werk, das griechisch-germanischen Heldensagen, fernöstliche und indianische Märchen optisch virtuos mit ansprungsvollem Unterhaltungskino verknüpft. Anders als in Herr der Ringe gelingt der Triologie auch der "filmus interruptus" und die filmische Eleganz verdeckt fast die Paradoxie des Films: Kein anderes, aktuelles Filmwerk ist durch die Computersimumlationen ein so perfektes Maschinenprodukt und huldigt gleichzeitig verzweifelt-moderne Maschinenstürmer. Man könnte meinen, die Matrix selbst zeichnet ein Portrait von sich und bedient sich hierbei interessanter Charakter (hier besonders aufgefallen: Monica Bellucci), einer durchdachten Geschichte mit tagesaktuellen Verbindungen (ausführliche und folgenlose Diskussionen im Senat erinnern an Resulotionen der Vereinten Nationen) und zeigt uns letztlich ihre allumfassende Macht. Kein Grund also für Enttäuschungen.

sehr sehenswert & optisch virtuos
sehr sehenswert & optisch virtuos

Solaris

Irgendwie muss man Sonderbergh ja bewundern: Wer, ausser ihm, würde sich in den heutigen Zeiten noch trauen, einen derartigen Film zu drehen? Mit langatmigen Ein- und Überblendungen, vieldeutigen Dialogrümpfen, langen Kameraperspektiven, die unvermittelt an eine "2001 Replik" denken lassen und einer Erzählstruktur, die dem Zuschauer viel, sehr viel Spielraum für Interpretation lässt. "Solaris" ist ein durch und durch zwiespältiges Werk, dass Geduld und Auseinandersetzung vom Betrachter einfordert und ihn dafür mit einer Atmosphäre und einer filmischen Aura belohnt, die man im aktuellen, schnellen SF-Kino nicht mehr findet.

nur etwas für 68-SF-Fans
nur etwas für 68-SF-Fans

The Ring

Adaptierter, aber sehr interessanter Horrortrip, der alle klassischen Elemente eines Schockers konsequent, professionell und sparsam einsetzt: Eine gruseliges, aber nur bedingt logisches Erzählgerüst, schnelle Überblendungen, Menschen in Todesangst und überraschende Wendungen in der Handlung. Zur Halloween-Zeit eine lohnenswerte Abwechslung mit Alptraum-Garantie für zarte Naturen.

klassisch-gut

Good Bye Lenin

Die Geschichte hat einen suptilen Charme und ist, obwohl man das zunächst nicht vermutet, durchaus glaubwürdig in Szene gesetzt. Der Film ist stellenweise auch betont melancholisch, manchmal sehr witzig und erinnert an den richtigen Stellen, ohne falschen Pathos, an die guten und schlimmen Seiten der DDR. Trotzdem wird der Film überschätzt. Durch die Geradlinigkeit des Erzählstils ist das Handeln der Protagonisten absehbar, wirkt zuweilen staubig und überdreht. Letztlich bleibt ein Stück kurzweiliges Kino mit seichtem Unterhaltungsanspruch im Feinwaschgang.

nostalgisch, sehenswert aber überschätzt

Swortfish

Das kommt also dabei raus, wenn Joel Silver, Matrix-Elemente mit einer völlig abstrusen Geschichte mischt. Ein Hacker-Film von Menschen, die keine Ahnung von Computern haben. Sehr peinlich. Da hilft auch Travolta nichts.

 

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